Dietmar Kempf / Ralf Kempf 
Installationen - Objekte 

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>> Wertpapier (Ende der Komfortzone)

Dietmar und Ralf Kempf: Wertpapier (Ende der Komfortzone)

Interaktives Objekt

Maße: ca. 11 x 16 cm

2020

Das interaktive Objekt „Wertpapier (Ende der Komfortzone)" beschäftigt sich mit diesem skurrilen Phänomen unserer Gesellschaft. Eine handelsübliche Klopapierrolle hängt an einer Wand im Ausstellungsareal, an einem für die Besucher zugänglichen Ort, ohne Rücksicht auf die normalerweise begleitende Schüssel. Jedes Blatt der Rolle ist auf der Vorderseite mit dem Begriff „Wertpapier“ gestempelt, so dass der Wert und der Respekt vor dem Einwegprodukt verdeutlicht wird, wobei der Wert eines Gegenstands, in welcher Form auch immer, genauso wie z.B. einer Aktie oder eines Rohstoffs, abhängig von der politischen oder sozialen Situation an Wert gewinnen oder verlieren kann. Tatsächlich scheint die Nachfrage und somit der materielle und der emotionale Wert des Toilettenpapiers innerhalb einer Krisenzeit zumindest zeitweise zu steigen. Am unteren Rand des Blattes weist der Begriff „Ende der Komfortzone“ auf das bevorstehende Schluss mit lustig mancher Individuen hin, die bisher in scheinbarer Sicherheit lebten und aus Bequemlichkeit keine Anstalten machen, dringende Veränderungen zuzulassen. Das Klopapier ist im Begriff, im Zuge temporärer Abschottung entsprechender Zeitgenossen, als POtentieller Anwärter, exemplarisch symbolische Bedeutung zu erfahren, wobei das Vertrauen in punkto Reißfestigkeit und Saugfähigkeit des Blattwerks sinnbildlich zum Verhängnis werden kann. So muss diesbezüglich auf die Problematik von Einwegprodukten im Fokus unserer Wegwerfgesellschaft und die Notwendigkeit des Umdenkens hingewiesen werden, was bei negativem Verlauf als Griff ins Klo für unser Volk bezeichnet werden muss.



>> Kulturbrand 1 - 3

Dietmar und Ralf Kempf: Kulturbrand 1 - 3

Glas, verschiedene Materialien 

Maße je 4,5 x 6,5 x 9 cm

2018

Die Idee des Objekts „Kulturbrand“ basiert zuerst auf einem eher witzigen Wortspiel, das die Doppeldeutigkeit des Begriffes Brand zunutze macht. Brand, als Bezeichnung einer Spirituose, die meist aus Obst gebrannt wird und zum Beispiel als Birnenbrand oder Apfelbrand konsumiert wird, wobei beim Objekt das Produkt , Überreste eines Brandes, in diesem Fall verkohlte Reliquien aus dem Kulturbereich, z.B. Pinsel, Farbtuben, Noten, usw., in die jeweilige Flasche „abgefüllt“ wird. Zuerst erinnern verbrannte Kulturgegenstände an die Vernichtung von Kulturgut aus ideologischen oder religiösen Gründen, wie zum Beispiel die Bücherverbrennung und die Diffamierung der so genannten „Entarteten Kunst“ zur Zeit des Nationalsozialismus. Aber auch aktuell werden weltweit Kulturgüter in zahllosen Beispielen verboten, zerstört und verbrannt. Es ist oder war gerade die „wertvolle“ Kultur, die den Ideologien zum Opfer fällt, deshalb ist gerade die Bewahrung dieser Reliquien besonders wichtig. Kunst, Musik und Literatur sind der Spiegel der Gesellschaft. Gerade in schwierigen Zeiten wirkt die Kultur oft als wichtiger Gegenpol der Politik. Die Flasche steht allgemein als Symbol für Bewahrung und Aufbewahrung. Hinter Glas geschützt, aber einsehbar, überdauern wertvolle Reliquien aus vergangenen Epochen in Vitrinen, Objektrahmen, usw. Die „Schnapsflasche mit verkohltem Inhalt“ steht, negativ betrachtet, aber auch für Verbannung der Kultur aus unserer Gesellschaft. Die „Sucht“ nach Konsum, Globalisierung und technischem Fortschritt lassen der kulturellen Vergangenheit in vielen Bereichen keinen Raum mehr. Im Zusammenhang mit dem verkohlten Inhalt wirkt die statische, immer gleiche vom Menschen industriell hergestellte klare Flasche als gläserne Bühne, aber auch als Ort der Konservierung und dem Zurschaustellen des Unheils - die zweifelhafte Faszination der Menschen an der Katastrophe.