Dietmar Kempf / Ralf Kempf 
Installationen - Objekte 

// Installationen


"Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt im Bereich der Verbindung von Klang, Raum und Objekt. So entstehen Objekte und Klanginstallationen, die auf vielschichtige Weise auf die reale und irreale Welt eingehen und Grenzbereiche von Klang und Sprache ausloten."


 

>> Ausgequetscht (Die Freilegung der Resonanz)

Dietmar und Ralf Kempf: AUSgequetscht (Die Freilegung der Resonanz), 2022, Soundinstallation

Die Soundinstallation „AUSgequetscht (Die Freilegung der Resonanz)“ thematisiert das essentielle Thema des Klimawandels und die damit verbundenen Dürreperioden optisch und akustisch. Fünf Gießkannen in unterschiedlichen Farben hängen dicht nebeneinander, nach vorne gebeugt an der Wand und gleichzeitig in der Klemme. Eine Schraubzwinge umfasst die Kannen und ist im Begriff, die scheinbar letzten Wasserreste durch die Ausgießer aus den Hohlräumen zu pressen. Akustisch hört man die letzten Tropfen in Bezug auf die Anzahl der Kannen in 5 Tonspuren auf den heißen Stein tropfen. Das Tropfen erinnert durchaus an eine Infusion, der Versuch bei vielen Krankheitsbildern den Flüssigkeits- und Mineralhaushalt eines Patienten zu normalisieren oder ihn mit wichtigen Stoffen zu versorgen, um somit ein gesundheitliches Problem zu mildern bzw. zu lösen. Sinnbildlich der Versuch, die lädierte Umwelt zu retten. Doch auch hier ist die vollständige Entleerung des Beutels und somit das Unheil vorprogrammiert. Die Farben der Spritzkannen erinnern an einen Regenbogen, den es ohne Regen auch nicht mehr geben wird. Die bunten Kannen bleiben letztendlich ohne Funktion




>> It takes two to tango (two) 

Dietmar und Ralf Kempf: It takes two to tango (two), 2021, Video- und Soundinstallation

Die Videoinstallation konzentriert sich im Sinne von "Es gehören immer zwei dazu" auf verschiedene Tänze, die sich im Schatten schwieriger sozialer, wirtschaftlicher oder politischer Verhältnisse als essentielle Ausdrucksmöglichkeiten ausgegrenzter oder benachteiligter Schichten entwickelten. Über Monitorpaare auf Eisenständern, transparente Projektionsflächen und Lautsprecher wird der entsprechende Kontext in einer chiffreartigen Bild- und Tonsprache vielschichtig arrangiert, ohne die ästhetischen und emotionalen Qualitäten der Ausdrucksform Tanz zu vernachlässigen.

 





>> ErLösung dissolved

Dietmar und Ralf Kempf: ErLösung dissolved, 2021, Infussionsständer, Wasser, Schlauch, Wanne, Zuckerwürfel, Speisefarben

Maße: ca. H: 200 x B: 95 x T: 90 cm

Unsere Gesellschaft befindet sich in einer Zeit fundamentaler Probleme, sei es der Klimawandel, Terrorismus, die Umweltverschmutzung oder jüngst eine Pandemie, die in der Lage ist, die Welt lahm zu legen. Ständig ist man auf der Suche nach Lösungen, um zumindest einen Teil der Probleme in Schach zu halten und hofft auf die Erlösung. Die Installation „ErLösung dissolved“ nimmt sich diesem essenziellen Thema an. Aus einem Infusionsbeutel träufeln stetig Tropfen in eine Metallschale, gefüllt mit einer Lage Zuckerwürfel, die dadurch sukzessiv befeuchtet werden. Einige Würfel sind eingefärbt und bilden das Wort „ErLösung“. Die Zuckerfläche löst sich innerhalb einiger Stunden vollständig auf, übrig bleibt eine verfärbte, diffuse Zuckerlösung - die „ErLösung“ verabschiedet sich buchstäblich innerhalb weniger Stunden.


 




>> Plastische Chirurgie

Dietmar und Ralf Kempf: Plastische Chirurgie, 2017/2021, Video- und Soundinstallation

Die Video– und Soundinstallation „Plastische Chirurgie“ thematisiert den Schönheitswahn in Bezug auf Mensch und Nahrung. Entsprechend der Thematik wurde die Installation im Jahr 2017 für den Schlachtraum einer Metzgerei konzipiert und realisiert, wobei die Presse ihren Eindruck als „Ästhetik des gerade noch Erträglichen“ überschrieb. Die teils farblich überzeichneten und in Slow-Motion produzierten Videosequenzen, die in der Grundfassung über 6 Monitore auf Eisenständern übertragen werden, werfen einen skeptischen und bedrohlichen Blick auf die Praxis der chirurgischen Einwirkungen und dem Umgang mit der optischen Unvollkommenheit, verstärkt durch die serielle Wiedergabe des Films. Die bildnerischen Impressionen werden durch den entsprechenden Soundtrack intensiviert. Analog zur Thematik genügt als klangliche Basis ein kurzes Motiv, das kontinuierlich durch operative Eingriffe mit Hilfe von Filtern und Effekten modifiziert wird.






>> The very last supper

Dietmar und Ralf Kempf:  The very last supper, 2020, Video- und Soundinstallation mit gedecktem Tisch und Stuhl

 

Die zeitgenössische Sucht nach mehr wird in der Installation „The very last supper“ thematisiert. Tatsächlich nahm nach einer Analyse von Brian und Craig Wansink die Größe der Teller in Abbildungen des „Abendmahls“ vom 11. bis zum 21. Jahrhundert um 66 % , die der Brotlaibe um 23 % zu. Hat sich die heilbringende Wirkung dadurch verstärkt? Es wär doch gelacht, wenn eine Überdosis nicht über den Effekt hinausführen würde. Heilversprechende Produkte subsummieren sich zum Nahrungsmittel. Ein gedeckter Tisch für einen übriggebliebenen Gast. Auf dem Speiseplan, Streukügelchen. Genug, um den Hunger zu stillen! Genug, um über den Effekt hinauszukommen? Letztendlich geht es um das leidige Missverhältnis von Qualität zu Quantität. Wie Ameisen hasten diverse Menschen ständig umher, um allerlei abstrakte Substanzen zu finden, die das eigene Unvermögen sanieren sollen. Folge ist das zeitgenössische Souper, die Reduktion auf einen Gast, der sein Heil in der Quantität sucht, die Sucht eines Maßlosen. Vielleicht endlich das wirklich letzte Abendmahl.





>> Scham der Wahrheit (verTräumt)

Dietmar und Ralf Kempf: Scham der Wahrheit (verTräumt), 2020, interaktive Video- und Soundinstallation

Wünsche, Träume und Hoffnungen werden heutzutage zu einem nicht unbeträchtlichen Teil über die Medien suggeriert. Vor allem die Werbung und einschlägige Fernseh-Shows vermitteln das alternativlose  Bild vom perfekten Leben. Die Sound- und Videoinstallation "Scham der Wahrheit (verTräumt)" thematisiert diese flächendeckende Problematik unserer Gesellschaft. Auf zwei Monitoren, die als Kopf von zwei nackten Schaufensterpuppen fungieren, erscheint eine Folge eines „endlosen“ Bandes von Fragmenten aus der Werbung, die mit kurzen Filmsequenzen aus unserer Zeitgeschichte kombiniert werden. "Scham der Wahrheit (verTräumt)" ist als interaktive Installation angelegt. Das heißt, dass sich jeder Besucher aktiv an der Umsetzung und Gestaltung der Installation beteiligen kann. Jeder hat die Möglichkeit, ein Blatt mit einem Begriff vom Haken zu nehmen, der den Betrachter in Bezug auf die eigenen Wünsche am wenigsten anspricht. Dieser Begriff wird geschreddert. Danach wird ein eigener Wunsch auf ein Blatt geschrieben, das auf den vorher freigewordenen Haken gehängt wird. Durch das Schreddern wird symbolisch ein Wunsch zerstört, den ein Besucher vorher auf den Zettel geschrieben hat -  so wie auch im wirklichen Leben Wünsche und Träume oft durch andere Menschen oder andere Umstände eliminiert werden - ein zufälliger Kreislauf wird in Gang gesetzt, wobei nicht vorauszusehen ist, welche Wünsche am Ende übrig bleiben.

 

 


>> Märchenstunde (Die Taktlosigkeit des Hintergrunds)

Dietmar und Ralf Kempf: Märchenstunde (Die Taktlosigkeit des Hintergrunds), 2020, Video- und Soundinstallation

Die Installation "Märchenstunde (Die Taktlosigkeit des Hintergrunds)" aus dem Jahre 2020 beschäftigt sich mit dieser vielschichtigen Thematik unserer mit Medien überfluteten Gesellschaft.
Auf zwei quasi körperlosen langen Metallstangen befinden sich zwei Schutzmasken aus dem 2. Weltkrieg, zusätzlich bestückt mit einer akustischen Schutzmaßnahme, in Form von Kopfhörern. Die beiden Masken starren auf fünf auf unterschiedlichen Ebenen platzierte Monitore. Auf allen Monitoren gleichzeitig zu sehen ist eine schnelle Abfolge von Zeitungsseiten aus aller Welt, die letztendlich während des Filmens der Sequenzen geschreddert wurden. Es geht einerseits um die Schnelllebigkeit von Neuigkeiten, andererseits auch um die Fülle der Berichterstattung, die wir zum einen nicht mehr verarbeiten, gleichzeitig aber auch den Wahrheitsgehalt nicht mehr einschätzen können. Das Problem der Zensur und der Manipulation von Informationen in vielen Ländern macht die zuverlässige Orientierung nahezu unmöglich. Bei vielen Menschen reichen entsprechende Schutzmaßnahmen oft nicht mehr aus, um sich der oft aggressiven Wirkung der Medien zu entziehen. Der Mensch wird abhängig und verliert durch Beeinflussung sein individuelles Wesen, er wird quasi körper- und orientierungslos.
Der Titel „Märchenstunde“ bezieht sich dies bezüglich auf die Erzählkultur der Medien und vieler Volksvertreter, der wir ausgesetzt sind und deren Wahrheitsgehalt nicht immer einfach  abzuschätzen ist. Ganz nach dem Motto „Erzähl keine Märchen“. So hört man aus Lautsprechern der Installation Stimmen von zweifelhaften Zeitgenossen, die mit bedenklicher Propaganda Gehör verschaffen und die Menschen ideologisch in eine höchst fragwürdige Richtung lenken wollen. Diese Stimmen wurden elektronisch so modifiziert, dass nur inhaltliche Fetzen zurückbleiben, aber die Taktlosigkeit akustisch prägnant im Vordergrund steht.





>> Waldbrand (Totentanz)

Dietmar und Ralf Kempf: Waldbrand (Totentanz), 2018, Flaschen, Korken, verkohltes Holz

Maße: H: ca. 33 cm x B: ca. 100 cm x T: ca. 100cm

Die Idee der Installation „Waldbrand“ basiert zuerst auf einem eher witzigen Wortspiel, das die Doppeldeutigkeit des Begriffes Brand zunutze macht. Brand, als Bezeichnung einer Spirituose, die meist aus Obst gebrannt wird und zum Beispiel als Birnenbrand, Apfelbrand oder Mirabellenbrand konsumiert wird, wobei beim Objekt „Waldbrand“ das Produkt des Waldbrandes, eben das verkohlte Holz gesammelt und in die jeweilige Flasche „abgefüllt“ wird. Stücke dieser Installation stammen aus Waldbrandgebieten in Südfrankreich, wo unkontrolliertes Feuer großen Schaden anrichtete. Die 49 Flaschen der Installation „Waldbrand“ sind streng quadratisch, quasi als Monokultur angeordnet, eine eher als negativ eingestufte Anbauform des Waldes, anfällig für Schädlinge, Windbruch und eben Waldbrände. Die Zahl 49 und die Anordnung der Flaschen erinnern aber auch an das Zahlenfeld eines Lottoscheins und verweisen auf das leichtsinnige „Spiel“ des Menschen mit der Umwelt. Die filigrane Anordnung der Flaschen erfolgt bewusst auf dem Boden, der Betrachter ist in einer Ausstellung gezwungen, vorsichtig zu agieren.






>> WOrte

Dietmar und Ralf Kempf:  WOrte 1 + 2, 2015, Video- und Soundinstallation

Die Videoarbeit „WOrte“ von Dietmar und Ralf Kempf - bestehend aus sieben  Monitoren auf Eisenständer - ist eine zweiteilige Video- und Soundinstallation „Worte. Diese ist von dem Gedicht „Worte“ des Künstlers und Lyrikers Hans Arp sowie den Novellen von Stefan Zweig inspiriert. Jeder dieser Teile ist in sich abgeschlossen und kann für sich alleine stehen. Der Titel „WOrte" greift den Titel des gleichnamigen Gedichts von Hans Arp auf. Die spezielle Schreibweise bildet zwischen den darin enthaltenen Begriffe „Worte“ und „Orte“ eine Brücke, die beide Begriffe zu einem Wort verbindet. Die Bedeutung und Aussagekraft von Worten steht oftmals im Zusammenhang mit dem Ort, an dem sie gesprochen werden. So vollziehen die Orte, an denen gefilmt wurde, einen Brückenschlag zu den im Soundtrack gesprochen Worte und führen einen Dialog mit ihnen. Der Betrachter gewinnt durch die Verfremdung und ständige Modifizierung der Bilder einen neuen Blick auf die Orte, deren Wirkung durch das gesprochene Wort und den Soundtrack verstärkt wird.


 

 

 







>> Schramberg 6.0

Dietmar und Ralf Kempf: Schamberg 6.0, 2015, Video- und Soundinstallation

Die Installation „Schramberg 6.0“ entstand als Beitrag zum 1. Kunstpreis der Stadt Schamberg. Sie besteht aus 6 Monitoren auf Eisenständern auf 6 unterschiedlichen Höhen. Die Zahl 6 und somit die Anzahl der Monitore und der Titel der Installation „Schramberg 6.0“ beziehen sich auf die besondere Bedeutung der Zahl für die Stadt Schramberg. 6 Ortsteile, 6 Partnerstädte. Zwischen den 6 Monitoren entstehen 5 Abstände. Sie beziehen sich auf die Bezeichnung Fünftälerstadt. Die Videoprojektion zeigt die Fahrt durch Schramberg. Schnelle, vorbeihuschende Passagen, unterbrochen durch flüchtige Standbilder auf Details von Schramberg mit einer modifizierten, meist übersteigerten Farbgebung. Dies symbolisiert gleichzeitig den Gegensatz zwischen des modernen, aufstrebenden und pulsierenden Städtchens und der Stadt einer ruhigen Schwarzwaldgegend. Der Soundtrack, moderne Klänge und Rhythmen, teilweise überlagert mit Klängen von Produkten, die in Schramberg produziert werden.






>> Street View

Dietmar und Ralf Kempf: Steet View 1-3, 2014, Video- und Soundinstallation

Die Installation „Street View“ besteht aus drei Teilen und kann sowohl als eigenständige Installation als auch im Rahmen einer Live-Performance präsentiert werden. Street View ist ein Zusatzdienst von Google, der ermöglicht, Ansichten aus der Straßenperspektive darzustellen. Vorgestellt wurde Street View zum ersten Mal im Jahre 2007 in San José in den USA. Weitere Länder folgten, wobei der Dienst in Deutschland vor allem wegen Datenschutzbedenken für Schlagzeilen sorgte. Die Installation bezieht sich im Gegensatz zum „Original“ noch umfassender mit der Sicht über und auf die Straße. Weniger als bei Google interessieren nicht die genauen Abbildungen der Häuserzellen, sondern die Straße selbst und deren Umfeld – die Zeichen, der Asphalt, das Sichtbarmachen der Geschwindigkeit, Bilder aus dem toten Winkel – verstärkt durch das ständige Verfremden, Übersteigern und Modifizieren der Farben, die Auflösung der Formen, die schnelle, oft nicht nachvollziehbare Abfolge der Bilder, intensiviert durch den entsprechenden Soundtrack. 













>> Erlösung reloaded

Dietmar und Ralf Kempf: Erlösung reloaded, 2014, Video- und Soundinstallation

Als Grundlage der Klang- und Videoinstallation „Erlösung reloaded“ (2014), - sieben Monitore auf Eisenständern in Form eines lateinischen Kreuzes - die für den Internationalen Lucas-Cranach-Preis 2015 entstanden ist und nominiert wurde, dient das Bild „Allegorie der Erlösung“ von Lucas Cranach d. J. aus dem Jahre 1557.
Die Installation geht u. a. der Frage nach, was Erlösung für den Menschen in der heutigen Zeit, im Gegensatz der Auffassung der Menschen zur Zeit der Reformation und in Bezug auf die Bildsprache Lucas Cranach d. J., bedeutet.
Sequenzen der „Erlösung“ der neueren Zeit, z. B. Mario Götzes Siegtor bei der WM 2014 oder der Mauerfall erscheinen im Kontext zu Cranachs Darstellung der „Allegorie“. Die Bilder werden überlagert, farblich und formal stark modifiziert und so in eine progressive Bildfolge übertragen.
Die Bildwirkung wird außerdem durch die gleichzeitige Ausstrahlung der 7 Monitore, als Charakteristikum der Reproduzierbarkeit in  unserer Zeit, verstärkt. Das einzelne Bild im Zeitalter der Reformation als Vermittler der Heiligen Schrift, im Gegensatz zu den heutigen Massenmedien und die damit verbundene ständige Übermittlung „profaner Erlösungen“.
Das Video wird klanglich u. a. durch die elektronische Verarbeitung von Chorälen von Martin Luther ergänzt.